Buch des Monats

Buch des Monats November 2022

Barbara Laban: Mitternachtskatzen

Die Schule der Felidix

Illustrationen von Jérôme Pélissier,

Ravensburger Verlag 2022, Lesealter ab 9 Jahre, 320 Seiten  

Auf dem Buchcover laufen Nova und Henry aus dem Nachtblau Londons mitsamt einigen Katzen auf den Betrachter zu und bestürmen ihn mit ihrer Geschichte. Die rechtmäßige Katzenkönigin von England, Quinn die Einundzwanzigste, ist in einem unterirdischen Kerker gefangen. Und die beiden sind unterwegs, sie zu befreien, denn Quinns Rivalin, die Siamkatze Penelope, droht sich selbst zu krönen. Zuvor muss es ihr aber gelingen, die letzten Mitternachtskatzen der königlichen Leibgarde in ihre Gewalt zu bringen.

Nova und Henry leben in einem Internat im Turm des berühmten Londoner Towers, in dem eine Vielzahl von Katzen ein- und ausgeht. Ihr Lehrer Horatio ist menschlich sympathisch, ziemlich zerstreut und weiß eine Menge über die Geschichte des englischen Königshauses und seine Katzen zu erzählen. Nova gefällt es hier. Die wenigen Mitschüler sind nett, besonders Henry, und die Katzen verbreiten eine besondere Atmosphäre. Insgeheim verfolgt Nova das Ziel, hier heimlich ihren Vater, einen flüchtigen „Ausbrecherkönig“ zu treffen. Anhand einer Karte, die er ihr zugesteckt hat, macht sie sich in den Nächten unbemerkt auf die Suche nach ihm. Die Freizeit verbringt sie mit Henry, der einen besonders guten Geruchssinn hat und daher immer mehr weiß, als alle anderen.

Bisher haben die beiden das Katzentreiben in der Klasse hingenommen und sich keine besonderen Gedanken darüber gemacht. Eines Tages sitzt ihnen ein pechschwarzer Straßenkater mit Namen Edison gegenüber. Er hat keine Wahl, er muss die Kinder aufklären, denn seine Königin muss befreit werden. Und so offenbart er Nova und Henry, dass sie auf eine Schule für Kinder gehen, die mit Katzen sprechen können.  Die Schule der Felidix, der Katzenbeschützer. Er baut auf ihre Hilfe und fleht sie an, seine Königin aus dem unterirdischen Verlies zu befreien. Mutig begeben sich die Kinder mit Edison und dem kleinen Kater Pablo auf die Suche. Aber sie müssen sich beeilen: Wenn die letzte Mitternachtskatze der königlichen Garde gefangen wird, hat Quinns Rivalin Penelope den Anspruch auf den Thron. Zum Glück besitzt Nova den Stadtplan ihres Vaters, in dem auch unterirdische Gänge sowie Ein- und Ausstiege verzeichnet sind. Dennoch gestaltet sich das Vorhaben schwieriger und dramatischer als erwartet, zumal sie ständig in der Gefahr schweben, von Penelopes Truppen entdeckt und gefangen genommen zu werden.

Barbara Labans Kinderroman beschreibt die Erlebnisse menschlicher und tierischer Abenteurer. Die Katzen werden nicht verniedlicht, sondern haben, wie auch die Menschen, unterschiedliche Charaktere. Die Autorin versteht es gut, sie in ihren persönlichen Eigenarten und Funktionen genau zu beschreiben, zum Beispiel die Spionin Zia, den Straßenkater Edison, den Palastwächter General Shayan oder Horatios Hauskater Hector. Gemeinsam führen die Mitternachtskatzen den Leserinnen und Lesern die Stärke ihrer Gemeinschaft vor Augen. Aus ihrer Freundschaft heraus erwachsen ihnen Mut, Selbstvertrauen und die Bereitschaft sich für andere einzusetzen. Ihre Überzeugungen sind ehrenwert, versprechen aber nicht zwangsläufig Erfolg. Die Befreiungsaktion gerät bis zum Schluss zu einem Nervenkitzel.

Trotz der vielen Akteure bleibt die Handlung des Romans übersichtlich. Barbara Laban schreibt fesselnd, bewegend und befördert mit einer temporeichen Erzählung die spannende Sogwirkung des Buches hin zum Schluss.

Im Vor- und Nachsatz unter den Buchdeckeln stößt man auf schöne, farbenfrohe Illustrationen mit Katzen. Im Buchinneren aber verzichtet Jérôme Pélessier auf Farbe. Seine kunstvollen, ganzseitigen Schwarzweiß-Bilder haben eine eindringliche Wirkung und ziehen einen unmittelbar in ihren Bann. Ein jedes Kapitel ist mit einer Katzenvignette versehen. Die Textseiten sind ornamental umrahmt.

Wer glaubt, diese Abenteuergeschichte sei nur etwas für Katzenliebhaber, irrt sich. Sobald man mit den Felidixen in das Geschehen eingetaucht ist, zählt nur noch die Dramatik der Handlung. Man möchte die Geschichte gar nicht aus der Hand legen, aber die Autorin hat schon mit zwei weiteren Bänden vorgesorgt. (Band 2: Die Hüter des Smaragdsterns, Band 3: Der König der Federträger)

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