Ursula Fuchs: Geschichten vom kleinen grünen Drachen
Mit Bildern von Alexander von Knorre
Gulliver Verlag Weinheim 2021, 141 Seiten, ab 7 Jahren
Der kleine grüne Drache ist traurig, denn er hat sein Zuhause verloren. Man hat ihn vom grünen Berg der Drachen weggeschickt, weil er kein Feuer spucken kann. Er hat sich aufs Dach verkrochen, als der kleine Morris ihm begegnet. Der scheint nicht überrascht von dem was er sieht, sondern erkundigt sich freundlich nach seiner Herkunft. „Kann is bei dir bleiben?“, ergreift der kleine Drache die Gelegenheit. (Er kann kein ch sprechen.) Morris kommentiert seinen Sprachfehler nicht und gibt zu bedenken, dass seine Großmutter nur nützliche Tiere im Haus duldet. Da hat der grüne Drache schlechte Karten. Er kann weder Milch geben wie die Ziege, noch kann er Eier legen wie das Huhn Henriette. Er kann nur Qualm machen, aber ist qualmen nützlich? „Bring ihn weg!“, fordert die Großmutter. Aber der kleine Drache will sie überzeugen und bläst ihr die Küche so voll grünen Rauch, dass sie verärgert die Fenster aufreißen muss. Mit einer witzigen Karussell-Darbietung, bei der er auf dem Kopf stehend seinen Schwanz um sich schlägt, will er Morris´ Oma umstimmen und bringt sie tatsächlich Lachen. Damit hat er ihr Herz gewonnen und darf bleiben. Von nun an steht ein Teller mehr auf dem Tisch.
Der kleine grüne Drache will nützlich werden und setzt alles ein, was er kann. Sein eifriges Bemühen sorgt für aber Chaos, und natürlich geht immer etwas schief. Schließlich wird er mit Ereignissen und Situationen konfrontiert, die ihm aus der Drachenwelt nicht vertraut sind, z.B. der Schule, einem Friseur, dem Meer. Die den Menschen selbstverständlichsten Dinge muss er wie ein kleines Kind erfragen. Sein Freund Morris ist geduldig und lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Schließlich haben die beiden zusammen viel Spaß.
Ursula Fuchs erzählt diese kleinen Abenteuer liebevoll und warmherzig. Durch den Sprachfehler des Drachen werden die Geschichten interessant und sind lustig zu lesen, wobei man das Gesagte aber immer wieder auf seinen Sinn prüfen muss. Alexander von Knorre fängt humorvoll die Stimmung einzelner Szenen ein. Er karikiert sie in zahlreichen kleinen schwarz-grünen Zeichnungen. Auf dem Buchcover präsentiert er die Hauptakteure des Geschehens (s. Einleitung).
Die Drachengeschichten werden vom Gulliver-Verlag als Buch für Leseanfänger/Leseanfängerinnen ausgewiesen. Der Sprachfehler des Drachen erschwert das Lesen und Verstehen aber, auch wenn die Texte an sich einfach sind. Daher ist schon die Fertigkeit flüssig zu lesen nötig. Vorgelesen finden sie aber bestimmt schon bei Kindern ab 5 Jahren große Zustimmung.
Die Autorin dieses Buches, Ursula Fuchs (1933 – 2020) war eine gefragte Kinderbuchautorin, die 1980 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde, Episoden für das Sandmännchen und Beiträge für den Schulfunk schrieb. Die Originalausgabe erschien, den Kapiteln heute entsprechend, in drei Einzelbänden (1985, 1986, 1988). Faszinierend ist, dass der Text nicht antiquiert wirkt und einen sofort anspricht. Auch heute verfängt die Freundschaftsgeschichte durch ihren Witz und ihren Schreibstil und ist empfehlenswert.