Mascha Matysiak: Spukalarm in der Schokofabrik
Illustriert von Monika Parciak,
Hummelburg Verlag 2019,
168 Seiten, Lesealter ab 8 Jahren
Wer zieht schon gerne um, zumal wenn man seine beste Freundin weit entfernt zurücklassen muss? Aber die Mutter der achtjährigen Klara hat eine neue Stelle gesucht und eine Wohnung in deren Nähe gefunden. Nun wohnen sie gegenüber einer stillgelegten Schokoladenfabrik, einem heruntergekommenen Gebäude in der Konfektallee 2. In der Siedlung um das alte Werk hat fast alles einen Schokoladennamen. Da heißt schon mal eine Straße Trüffelcremeweg und ein Kater Herr Nougat.
Obwohl niemand in der Fabrik arbeitet, glaubt Klara eines Abends dort Lichter hinter den Fenstern zu sehen. Spannend findet sie das und würde zu gerne wissen, wie es in dem Gebäude aussieht. Die Nachbarjungen Matti und Theo, Klaras neu gewonnene Freunde, hegen den gleichen Wunsch. Sie sind auch schon öfter durch ein Fenster eingestiegen, aber jedes Mal nicht weit gekommen, weil sie Herr Engel, der Verwalter, erwischt hat. Für einen erneuten Versuch haben sich die drei präpariert (man weiß ja schließlich nicht, was einen erwartet): Theo steckt in einem alten Bärenkostüm, um sich vor Strahlen, die „so Monster“ auf ihn schießen könnten, abzuschirmen. Matti hat seine Longboard-Ausrüstung dabei und Klara will Angreifern mit ihrer Taschenlampe eins überbraten. Als sie in das gespenstische Dunkel des Gebäudes eintreten, verlieren sie sehr bald die Orientierung. Einem intensiven Geruch folgend steigen sie hinab in den Keller und zucken erschrocken zusammen. Aus einer Tür tritt eine haarige Gestalt mit knallgelben Augen und grünen, abstehenden Haaren, die sich als Zuselwusel, als einwandfreien Schokobold vorstellt. Wenig freundlich macht er den Kindern klar, dass sie unerwünscht sind. Währenddessen weht ein merkwürdiger Wind und über ihren Köpfen haucht es: „Ojemine.“ Etwa ein Luftgeist? „Das ist nur Lila“, meint der Kobold, der die Freunde mit in die Küche zieht, um nach seinen Zauberkeksen zu schauen. Dort öffnet sich erneut eine Tür und ein kleiner Teufel tritt hervor. „ Feuerdämon Franz“, stellt er sich vor. „Dritter Mitbewohner in der Fabrik.“ Angeblich kann er richtig feurige Flammenmeere erzeugen.
Schon auf dem Heimweg steht für die Kinder fest, morgen besuchen sie ihre Geisterfreunde wieder. Doch als sie dort eintreffen, sitzt dort ihr Beschützer Herr Engel und hat schlechte Nachrichten. Zwei Investoren haben sich gemeldet. Sie wollen die Fabrik kaufen und in ein Wellness-Hotel verwandeln. Ojemine, Zuselwusel, Franz und Lila würden ihr Zuhause verlieren! Um das zu verhindern sind gute Ideen gefragt. Wenn man die Zauberkräfte der kleinen Geister geschickt einsetzt, müsste die Bedrohung mit tatkräftiger Hilfe der Kinder abgewendet werden können.
Mascha Matysiak erzählt aus Klaras Perspektive eine Spukgeschichte. Sie setzt dabei nicht auf Grauen und Grusel, sondern vielmehr auf kreative Phantasie. Alle Personen, Geister inbegriffen, werden in jeder Einzelheit liebevoll beschrieben und wirken in ihrem Verhalten überzeugend. Auch wenn der Buchtitel „Spukalarm“ verspricht, steht immer das große Thema „Freundschaft“ zwischen den Zeilen. Die Autorin schreibt mit Sprachwitz, den besonders Theos Äußerungen und das eigenwillige Wesen der kleinen Geister vermitteln. Amüsant formuliert, eignet es sich bestimmt gut zum Vorzulesen. Der Text ist von der Handlung und der Sprache her dem angegebenen Alter angemessen.
Monika Parciak stimmt mit dem Hell-Dunkel-Kontrast des Titelbildes (das bis auf die Buchrückseite reicht) gut auf die spannungsgeladene Atmosphäre um die alte Schokoladenfabrik ein und gibt einen Vorgeschmack auf die Akteure des Buches. Ihre zahlreichen, in gleichem Stil gehaltenen Illustrationen vermitteln auch im Buchinnern eine genaue Vorstellung des Textinhaltes.