Anna Woltz:
Sonntag, Montag, Sternentag
Mit Bildern von Lena Hesse, aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann,
Carlsen Verlag 2020, Ab 5 Jahre, 62 Seiten
Nora muss sich energisch gegen ihre drei älteren Brüder durchsetzen, die sie gern herablassend behandeln und ihr das Leben oft zur Hölle machen. Dagegen wehrt sie sich, indem sie sich Fallen für sie ausdenkt. Den Jungen-Pümpel zum Beispiel, mit dem man ihre Köpfe „entstopfen“ kann.
Auch der gleichaltrige Ben, der in das Nachbarhaus einzieht, ist nicht entgegenkommend. „Geh da weg!“, fährt er Nora an, die sich gegen eine große schwarze Kiste auf dem Bürgersteig lehnt und den Umzug beobachtet. Es sei seine Kiste, behauptet er, will aber keineswegs sagen, was sich in ihr befindet. Da muss Nora wohl, um sein Geheimnis zu lüften, eine Brille erfinden, mit der man durch Holz und Eisen hindurchsehen kann.
Wie sich herausstellt, liegt Bens Kinderzimmer direkt neben ihrem. In der Nacht wecken Nora Sprachfetzen, Gepolter und ein dumpfer Knall. Durch Zufall entdeckt sie in der Wand eine versteckte Luke, durch die man hindurchkriechen kann. Ihr Blick fällt auf ein geöffnetes Fenster, die geheimnisvolle schwarze Kiste und auf Ben, der laut ein Referat aufsagt. Als er sie bemerkt, will er keine Erklärungen abgeben, sondern die Klappe wütend mit einem Schloss und zur Not mit Zahnpasta verschließen. Da wünscht sich Nora, man könnte sich einen Freund einfach erfinden.
Doch sie lässt sich nicht abwimmeln und kämpft beharrlich gegen seine Ablehnung an. Und so erfährt sie, dass er sich am liebsten mit dem Himmel, Sternen und Planeten beschäftigt. Das interessiert Nora sehr. Ben lüftet daher für sie das Geheimnis des schwarzen Kastens (Teleskop) und erklärt ihr nachts vom Fenster seines Zimmers aus den Sternenhimmel. Er offenbart Nora, dass er sein Referat neulich laut geübt hat, weil es ihm nicht gelingen will, es öffentlich vor seiner Schulklasse zu halten. Es macht ihn nervös, wenn ihn andere bei seinem Vortrag anschauen. Dafür hat Nora Verständnis und schon überlegt sie, wie sie ihm mit einer Erfindung helfen kann. Sie müsste Blicke verhindern …
Anna Woltz nimmt Noras Sicht ein und erzählt einfühlsam die Annäherung der beiden sehr unterschiedlichen Kinder. Ben ist ein Einzelgänger. Im Umgang mit anderen hält er sich zurück, weil er sehr schüchtern ist. Nora hingegen sucht Kontakt zu Menschen und setzt sich pfiffig mit ihnen auseinander. Sie hilft Ben mit ihrer freundschaftlichen Unterstützung seine Angst zu überwinden. Er gewinnt Selbstvertrauen und meistert mit Hilfe ihrer Erfindung sein Referat, ohne die Sprache zu verlieren.
Die vielschichtige Freundschaftsgeschichte ist humorvoll erzählt und unterhält mit Noras kreativen Ideen und Erfindungen. Die “Erfindung“ für Ben ist ein überraschender, toller Einfall. Anna Woltz hat die Handlung in kurze Kapitel eingeteilt. So kann der Textumfang von Leseanfängern gut bewältigt werden. Lena Hesses farbige Illustrationen sind gelungen und oft in den Farben des Buchcovers gehalten. Mit Witz greifen sie treffsicher Situationen des Textes auf.