Sabine Bohlmann: Die wundersamen Kinder des Herrn Tatu
Mit Illustrationen von Heike Vogel, Titelbild von Simona Ceccarelli
Planet! Verlag 2020, 8 – 11 Jahre, 296 Seiten
Herr Tatu, der Direktor eines kleinen Wanderzirkus, nennt seine drei Kinder im Hinblick auf ihre liebenswerten besonderen Eigenschaften wundersam. Artur, Marilu und die kleine Schwester Finja sind im Zirkus geboren und aufgewachsen. Die Zirkuswelt ist ihr Alltag und alle Zirkusmitglieder sind ihre Freunde. Gemeinsam leben sie wie in einer großen Familie, in der alles eingespielt abläuft und jeder seine Aufgaben hat.
Marilu soll nach dem Willen ihres Vaters üben, eine anmutige Seiltänzerin zu werden. Sie kommt sich jedoch zu plump vor, „wie ein Nilpferd, dass Ballett tanzen soll“. Viel lieber möchte sie ein Clown werden. Aber ein Mädchen als Clown? Das kommt für ihren Vater nicht in Frage. Ihr Freund, der Clown Jooseppi, hingegen sieht darin kein Problem. Heimlich beginnt er sie zu trainieren und macht sie damit glücklich. Ihr großer Bruder tritt mit schwarzem Zylinder als Zauberer auf. Er trägt einen weiten dunklen Mantel, der ihm Platz für alle möglichen Dinge gibt, die er hervorzaubern, oder verschwinden lassen will. Sein Kaninchen Möhre zum Beispiel oder seine Taube Holle. Finja ist erst fünf Jahre alt, versteht es aber wie keine andere auf Tiere Einfluss zu nehmen. Sie steht mit ihrer großen Schwester wegen ihrer dickköpfigen Bemerkungen oft in einem lustigen Schlagabtausch.
Eines Tages stellt Herr Tatu der Zirkusgemeinschaft ein neues Mitglied vor. Als vielversprechende Attraktion hat er die Wahrsagerin Friderica Fiorenza angeworben. Marilu ist die Frau nicht sympathisch. Die affektierte Art, wie sie mit ihrem Vater umgeht, verursacht bei ihr ein ungutes Gefühl. Zufällig belauscht das Mädchen ein Telefonat, das ihrem Vorbehalt recht gibt. Darin erzählt die Wahrsagerin ihrem Zuhörer, dass sie „Frau Direktor“ werden will. Tatu wird sie dazu bringen, den Zirkus zu modernisieren und zu vergrößern, um höhere Gewinne einzufahren. Als ihre neue Wahrsagerkugel eintrifft, gewährt sie allen Zirkusleuten freimütig einen Blick in die Zukunft. Über die Vorhersage schweigt aber ein jeder. Fiorenza hat schließlich gesagt hat, dass man so etwas nicht verrät. Marilus Vater lässt sich nur widerstrebend eine Sitzung aufdrängen. Kommt es den Kindern nur so vor oder beginnt er sich nach diesem Gespräch zu verändern? Merkwürdig sind auch die Pannen, die sich in den bisher perfekten Zirkusvorstellungen von nun an auf einmal häufen.
Tatsächlich wächst Fiorenzas Einfluss auf ihr „Tatüchen“. Nur ihr schreiben es die Kinder zu, dass ihr Vater sie angeblich wegen besserer Bildungsmöglichkeiten in ein Internat schickt, obwohl er doch weiß, dass sie ein freies Leben gewohnt sind und dort todunglücklich sein werden? Doch die Geschwister halten zusammen. Gelten sie zunächst als schlecht erzogen, bemühen sie sich, nicht mehr aufzufallen und sich an die Regeln anzupassen. Sie gewinnen Freunde, die ihre Besonderheit erkennen, und begeistern sie für ihr Leben als Zirkuskinder. Der Vater ist für sie telefonisch nicht mehr erreichbar. Ihre Briefe lässt er unbeantwortet..
Eines Tages gerät Marilu zufällig eine alte Zeitung mit einem Foto von Fiorenza in die Hände. Der Artikel dazu beschreibt sie als Betrügerin. Ihr Trick: Sie führt Unglücke, die sie voraussagt, selbst herbei um ihre Glaubwürdigkeit zu beweisen. Den Kindern ist nun klar, die Wahrsagerin hat keine Skrupel. Ihr Vater und ihr Zirkus sind in Gefahr. Ohne Netz und doppelten Boden mit der kleinen Finja im Bollerwagen machen sie sich heimlich auf den Weg zurück zum Zirkus, um ihn zu finden.
Sabine Bohlmann erzählt mitreißend von den Kindern des Herrn Tatu, wobei das beharrliche Verhalten der kleinen Finja für kindlichen Witz sorgt. Die Handlung der Geschichte besteht aus vier Teilen mit insgesamt 23 Kapiteln. Zum Beginn des Buches führt die Autorin atmosphärisch in die magische Welt des Zirkus ein und beschreibt die besondere Verbundenheit der Zirkusmitglieder und die Routine ihrer Tagesabläufe. Mit dem Auftreten der Wahrsagerin kommt Bewegung in ihr Leben. Die Einquartierung der Geschwister ins Internat, ihre Umstellung auf das Leben „in einem Haus ohne Räder“ wird dann so anrührend erzählt, dass das Unglück spürbar wird. Der letzte Teil des Buches gerät schließlich zu einem spannenden Abenteuer.
Die Geschichte von Herrn Tatu und seinen Kindern ist kurzweilig und altersgemäß erzählt. Mit ihrer Umschlaggestaltung hat Simona Ceccarelli die „heile Zirkuswelt“ wunderbar eingefangen.
Sabine Bohlmann: Die wundersamen Kinder des Herrn Tatu
Mit Illustrationen von Heike Vogel, Titelbild von Simona Ceccarelli
Planet! Verlag 2020, 8 – 11 Jahre, 296 Seiten
Herr Tatu, der Direktor eines kleinen Wanderzirkus, nennt seine drei Kinder im Hinblick auf ihre liebenswerten besonderen Eigenschaften wundersam. Artur, Marilu und die kleine Schwester Finja sind im Zirkus geboren und aufgewachsen. Die Zirkuswelt ist ihr Alltag und alle Zirkusmitglieder sind ihre Freunde. Gemeinsam leben sie wie in einer großen Familie, in der alles eingespielt abläuft und jeder seine Aufgaben hat.
Marilu soll nach dem Willen ihres Vaters üben, eine anmutige Seiltänzerin zu werden. Sie kommt sich jedoch zu plump vor, „wie ein Nilpferd, dass Ballett tanzen soll“. Viel lieber möchte sie ein Clown werden. Aber ein Mädchen als Clown? Das kommt für ihren Vater nicht in Frage. Ihr Freund, der Clown Jooseppi, hingegen sieht darin kein Problem. Heimlich beginnt er sie zu trainieren und macht sie damit glücklich. Ihr großer Bruder tritt mit schwarzem Zylinder als Zauberer auf. Er trägt einen weiten dunklen Mantel, der ihm Platz für alle möglichen Dinge gibt, die er hervorzaubern, oder verschwinden lassen will. Sein Kaninchen Möhre zum Beispiel oder seine Taube Holle. Finja ist erst fünf Jahre alt, versteht es aber wie keine andere auf Tiere Einfluss zu nehmen. Sie steht mit ihrer großen Schwester wegen ihrer dickköpfigen Bemerkungen oft in einem lustigen Schlagabtausch.
Eines Tages stellt Herr Tatu der Zirkusgemeinschaft ein neues Mitglied vor. Als vielversprechende Attraktion hat er die Wahrsagerin Friderica Fiorenza angeworben. Marilu ist die Frau nicht sympathisch. Die affektierte Art, wie sie mit ihrem Vater umgeht, verursacht bei ihr ein ungutes Gefühl. Zufällig belauscht das Mädchen ein Telefonat, das ihrem Vorbehalt recht gibt. Darin erzählt die Wahrsagerin ihrem Zuhörer, dass sie „Frau Direktor“ werden will. Tatu wird sie dazu bringen, den Zirkus zu modernisieren und zu vergrößern, um höhere Gewinne einzufahren. Als ihre neue Wahrsagerkugel eintrifft, gewährt sie allen Zirkusleuten freimütig einen Blick in die Zukunft. Über die Vorhersage schweigt aber ein jeder. Fiorenza hat schließlich gesagt hat, dass man so etwas nicht verrät. Marilus Vater lässt sich nur widerstrebend eine Sitzung aufdrängen. Kommt es den Kindern nur so vor oder beginnt er sich nach diesem Gespräch zu verändern? Merkwürdig sind auch die Pannen, die sich in den bisher perfekten Zirkusvorstellungen von nun an auf einmal häufen.
Tatsächlich wächst Fiorenzas Einfluss auf ihr „Tatüchen“. Nur ihr schreiben es die Kinder zu, dass ihr Vater sie angeblich wegen besserer Bildungsmöglichkeiten in ein Internat schickt, obwohl er doch weiß, dass sie ein freies Leben gewohnt sind und dort todunglücklich sein werden? Doch die Geschwister halten zusammen. Gelten sie zunächst als schlecht erzogen, bemühen sie sich, nicht mehr aufzufallen und sich an die Regeln anzupassen. Sie gewinnen Freunde, die ihre Besonderheit erkennen, und begeistern sie für ihr Leben als Zirkuskinder. Der Vater ist für sie telefonisch nicht mehr erreichbar. Ihre Briefe lässt er unbeantwortet..
Eines Tages gerät Marilu zufällig eine alte Zeitung mit einem Foto von Fiorenza in die Hände. Der Artikel dazu beschreibt sie als Betrügerin. Ihr Trick: Sie führt Unglücke, die sie voraussagt, selbst herbei um ihre Glaubwürdigkeit zu beweisen. Den Kindern ist nun klar, die Wahrsagerin hat keine Skrupel. Ihr Vater und ihr Zirkus sind in Gefahr. Ohne Netz und doppelten Boden mit der kleinen Finja im Bollerwagen machen sie sich heimlich auf den Weg zurück zum Zirkus, um ihn zu finden.
Sabine Bohlmann erzählt mitreißend von den Kindern des Herrn Tatu, wobei das beharrliche Verhalten der kleinen Finja für kindlichen Witz sorgt. Die Handlung der Geschichte besteht aus vier Teilen mit insgesamt 23 Kapiteln. Zum Beginn des Buches führt die Autorin atmosphärisch in die magische Welt des Zirkus ein und beschreibt die besondere Verbundenheit der Zirkusmitglieder und die Routine ihrer Tagesabläufe. Mit dem Auftreten der Wahrsagerin kommt Bewegung in ihr Leben. Die Einquartierung der Geschwister ins Internat, ihre Umstellung auf das Leben „in einem Haus ohne Räder“ wird dann so anrührend erzählt, dass das Unglück spürbar wird. Der letzte Teil des Buches gerät schließlich zu einem spannenden Abenteuer.
Die Geschichte von Herrn Tatu und seinen Kindern ist kurzweilig und altersgemäß erzählt. Mit ihrer Umschlaggestaltung hat Simona Ceccarelli die „heile Zirkuswelt“ wunderbar eingefangen.