Lena Hach: Flo und Valentina – Ach, du nachtschwarze Zwölf!
Mit Illustrationen von Kristine Schulz, Beltz & Gelberg, Weinheim 2019, 137 Seiten, ab 7 Jahren
Florian ist von seinem großen Bruder Anton so einiges gewöhnt. Dem macht es einfach Spaß ihn zu verwirren und zu erschrecken. Natürlich hat er ihn in Verdacht, als mitten aus seiner Autokiste heraus das „Tatütata“ der Spielzeugfeuerwehr ertönt. Bei Licht erkennt Flo ein seltsames, schwarz gekleidetes, blasses Mädchen, das über den Schultern einen Umhang und über den Augen eine Maske trägt. Was sucht es in seinem Zimmer, fragt er sich. Als es ihn um einen Zahn bittet, glaubt er zunächst eine Zahnfee vor sich zu haben, denn tatsächlich wackelt bei ihm seit kurzem ein Zahn und das Mädchen bietet Florian im Gegenzug für sein Geschenk Schokolade an. Auf weitere Nachfragen zu seiner Person lässt ihn das Mädchen zappeln, schlägt vor, es sei das Sandmännchen, eine Weihnachtselfe, eine Außerirdische – bis es sich verplappert und Florian es als Vampir überführt.
Valentina-Viola von Valenzia, so ihr Name, befindet sich in einer misslichen Lage: Sie möchte um alles in der Welt am großen Friedhof-Tanzfest teilnehmen. Weil sie aber noch so jung ist, sind ihre Zähne noch nicht spitz genug um dem Anspruch an die Teilnehmer zu genügen. Flo könnte ihr also mit seinem Wackelzahn weiterhelfen. Dumm nur: Er hat in Anbetracht der zu erwartenden Süßigkeit seinen Eltern vorgespielt, an das Zahnfee-Ritual zu glauben.
Und dann sind da noch die vermeintlichen Ängste, die man als Mensch gegenüber Vampiren hegt, die Valentina aber mit äußerst kreativen Erklärungen zu entkräften weiß. Sie ist einfach urkomisch und in ihrer Widerborstigkeit so liebenswert, dass Florian sich schon bald nach ihren nächsten Besuchen sehnt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft, die in spannende Aktionen mündet, eine gemeinsame Flugshow der Extraklasse beispielsweise.
Als Leser/ Leserin hat man teil an Florians Gedankenwelt, weil er das Geschehen aus seiner Perspektive erzählt und sein Erstaunen über dieses schräge Vampir-Mädchen zum Ausdruck bringt. Als Zahnfee will Valentina ihn so überzeugen: „Tirili“, singt das Mädchen um mich hüpfend. “Glitzerglitzer, flieg, juchhe!“ „Ähm, was machst du da?“, frage ich. “Das, was alle Fees machen!“, sagt das Mädchen. „Schimmer, Funkel! Sternenglanz!“ Jetzt dreht sich das Mädchen im Kreis. So schnell, dass sogar mir schwindelig wird. Dabei verheddert sie sich in ihrem Umhang.“ … „Tirili“, macht das Mädchen ein letztes Mal. Dann landet sie schon wieder auf dem Hintern.“
Einen großen Unterhaltungswert haben auch die Gespräche zwischen beiden. Zum einen, weil Valentina Pluralbildungen grundsätzlich mit einem angehängten -s- vornimmt. So redet sie von Zahns, von Kuhs oder Menschens. Zum anderen, weil sie auf komische Weise ihre Widersprüche verteidigt.
Lena Hach erzählt ein kurzweiliges, mitreißendes Leseabenteuer, bei dem es eher lustig als gruselig zugeht. Die Geschichte verliert sich nicht in Nebenhandlungen, sondern wird in allen wichtigen Punkten klar und in kurzen Kapiteln geschildert.
Tine Schulz´ witzige Illustrationen im Buchinnern treffen wunderbar den Tenor des Buches und wecken beim Lesen die Vorstellungskraft. Allein das Buchcover spricht Bände: Valentina in aufreizender Haltung mit wehendem Haar und Umhang, Florian hingegen zweifelnd im Bärchen-Schlafanzug.
Das vorliegende Buch ist lesenswert und Jungen wie Mädchen gleichermaßen zu empfehlen. Auch zum Vorlesen scheint es gut geeignet.